EMAG LaserTec versieht per „Laser Metal Deposition“ Bremsscheiben mit einer Beschichtung und reduziert dadurch die Feinstaubfreisetzung. Für geringere Rüstzeiten und höhere Prozesssicherheit wählte EMAG den pneumatischen Großhubgreifer PLG und die Schwenkfinger GFS von SCHUNK. Mit SCHUNK Engineering gelang dies effizient und passgenau.
Clevere Lösungen braucht es manchmal ganz schnell. Lösungen wie die neue Anlage von EMAG LaserTec. Sie bringt eine Hartmetall-Beschichtung per Laserauftragschweißen auf Bremsscheiben auf. Die Technologie wird dringend benötigt, denn sie verhindert, dass beim Bremsvorgang Abrieb und damit Feinstaub entsteht. Die Partikel sind gesundheitsgefährdend. Darum reglementiert die neue Schadstoffnorm Euro 7 ab 2027 alle Fahrzeug-Emissionen von neu zugelassenen Pkw – auch den Abrieb aus Bremsen und Reifen. Es ist also Tempo gefragt. Bei der Auswahl der Komponenten setzte das EMAG-Entwicklungsteam darum auf SCHUNK Engineering. Mit diesem effizienten Prozess erhielt EMAG in kürzester Zeit passgenaue Komponenten für seine spezifischen Anforderungen.
Großhubgreifer PLG an integriertem Handlingsystem
„Damit unsere Kunden die Vorgaben der Bremsscheibe der Zukunft erfüllen können, haben wir die ELC 450 LMD vorgestellt. Mit ihr wird per ‚Laser Metal Deposition‘ (LMD) eine zweilagige Beschichtung auf die Bremsscheibe aufgebracht, die sie praktisch verschleiß- und korrosionsfrei macht und die Feinstaubemission deutlich verringert“, bekräftigt Martin Fritz, Teamleiter Entwicklung bei EMAG LaserTec in Heubach. „Hier hat uns SCHUNK wesentlich dabei unterstützt, die automatisierte Bauteilzuführung zur Laserzelle prozesssicher, kompakt und mit vorgegebener Taktrate zu realisieren. Im Einsatz ist der pneumatische Großhubgreifer PLG im Zusammenspiel mit den Universal-Schwenkfingern GFS – für uns eine überzeugende Handhabungslösung in der neuen Maschine.“ Die EMAG-Konstrukteure installierten den Großhubgreifer an einem Linienportal in der ELC. „Einen klassischen Roboter für die Bauteilzuführung konnten wir ausschließen, weil es in diesem beengten Arbeitsraum dafür keinen Platz gibt“, erläutert Martin Fritz das Umfeld der ELC. „Das vorhandene Linearhandling aus dem Hause EMAG und der SCHUNK-Greifer PLG zusammen mit den Schwenkfingern GFS ergeben eine ideale Kinematik für die Bremsscheibenzu- und ‑abführung.“
„SCHUNK half uns, die automatisierte Bauteilzuführung prozesssicher, kompakt und schnell zu realisieren.“
Martin Fritz, Teamleiter Entwicklung bei EMAG LaserTec

PLG mit GFS führt die Bremsscheiben der Beschichtungszelle zu
Die kompakte Be- und Entladelösung im Arbeitsraum der ELC 450 LMD DUO erweist sich als robust beim Bedienen von zwei Laserzellen. Der PLG beginnt seine Arbeit an der Rollenbahn mit dem Aufnehmen der rund 30 Kilogramm schweren, bereits vorzentrierten Bremsscheibe aus Grauguss. Sie wird in vorgelagerten Prozessen gereinigt, gewogen und auf rund 300 Grad Celsius vorgewärmt und ihre Zuführung zur Rollenbahn kann manuell, halbautomatisiert oder vollautomatisiert erfolgen. Nun führt der PLG die horizontal liegende Scheibe zur Aufnahmespindel der ersten Laserzelle. Hier erfolgt der Auftrag einer Korrosionsschicht aus Edelstahl. Nachdem die hermetisch abgeschlossene Lasereinheit die Scheibe freigegeben hat, hebt der PLG sie aus der Spindel und wendet sie mittels der GFS-Schwenkfinger, um sie erneut auf den Dorn zu setzen. Jetzt erhält auch die zweite Seite der Scheibe ihre Korrosionsschicht. Hat die erste Laserstation die Scheibe endgültig freigegeben, verfährt das Handlingsystem zur nächsten Station über den Absaugtrichter. Auch über dem Trichter wird die Scheibe gewendet, um sie beidseits abzusaugen. Schließlich führt der PLG die Scheibe horizontal der zweiten Laserstation zu, in der auf beiden Seiten das Einschweißen der Hartschicht aus Karbid erfolgt.
In den beiden Zellen der ELC 450 LMD DUO wird der Beschichtungswerkstoff jeweils als Pulver zugeführt und per Laser mit der Bauteiloberfläche verschmolzen. Nach insgesamt vier Beschichtungsvorgängen – zwei Scheibenseiten und zwei Zellen – ist die Bremsscheibe fertig zum Entladen. Inline-Qualitätssicherungsmaßnahmen, wie beispielsweise ein Schichtdickensensor, gewährleisten die prozessintegrierte Abspaltung von NIO-Teilen. Der PLG bringt die fertig beschichteten Bremsscheiben zum Ausgang des ELC-Arbeitsraumes auf die entsprechenden Rollenbahnen zur Teile-Abführung; anschließend erfolgen nachgelagerte Prozesse.

Definierte Vorgaben dank Online-Konfiguration schnell erfüllt
„Unsere Vorgaben für den Greifer in diesem neuen Maschinenkonzept waren ganz klar definiert“, resümiert Martin Fritz: ein großer Hub für ein scheibenförmiges Bauteil mit einem Durchmesser von 250 bis 500 Millimetern, Kraft für ein rund 30 bis 50 Kilogramm schweres Werkstück, eine Greifhöhe von rund zehn bis 45 Millimetern sowie Robustheit für eine Umgebung mit Metallreststäuben. „Weitere Randbedingungen hat der enge Arbeitsraum der ELC gesetzt“, so der Konstruktionsleiter. „Die Lösung muss kompakt sein. Wir wollen, dass das Bauteil in horizontaler Lage zu- und abgeführt wird und der offene Greiferhub sich stets in Prozessrichtung bewegt. Auch die Rüstfreiheit über ein definiertes Werkstückspektrum ist eine Vorgabe, weil wir mit nur einem Backensatz alle Scheibengrößen greifen wollen. Außerdem brauchen wir Sicherheit: Die analoge Abfrage des Backenhubs liefert uns die direkte Kontrolle, ob das richtige Werkstück gegriffen wird. Nicht zuletzt soll das Schwenken schnell vonstattengehen.“
Die Maßgabe heißt Zukunftsfähigkeit
Ein anspruchsvolles Maschinenkonzept für eine zukunftsfähige Bremsscheibenfertigung erfordert ebenso anspruchsvolle Komponenten. Schnell war klar, dass der neu vorgestellte Großhubgreifer von SCHUNK hierfür die richtige Lösung ist. „Die Konfiguration des Greifers zusammen mit Jürgen Kolbus hier am Schreibtisch war eine große Arbeitserleichterung und deutliche Zeitersparnis“, bestätigt Martin Fritz. „Es dauerte nur Minuten, da hatten wir unser CAD vorliegen. Nach noch nicht mal einer Stunde konnten wir in der Konstruktion direkt sehen, ob alles passt.“ Sonderlösungen in der industriellen Fertigung sind oft mit hohen Kosten und langen Lieferzeiten verbunden. Die schnell konfigurierbaren Produktreihen bei SCHUNK sind die Antwort auf dieses Problem: So erhält der Kunde auch bei kleinen Stückzahlen und hohen Ansprüchen eine individuelle, bezahlbare und schnelle Lösung. Die GFS-Schwenkfinger mit einer Schwenkzeit von nur 0,8 Sekunden haben bei EMAG den Ausschlag für die Entscheidung zu dieser Lösung gegeben: „Die GFS von SCHUNK waren für den konkreten Prozess die beste Lösung“, unterstreicht Martin Fritz. EMAG hat den PLG in Baugröße 50 in der ELC 450 LMD DUO verbaut und mit ihm alle Vorgaben erfüllt.
Ein kompletter, vollautomatisierter Vorgang in der Beschichtungsanlage dauert knapp vier Minuten. Rüst- und Nebenzeiten vermeiden, 24/7‑Automatisierung, schnelle Taktraten – für EMAG gilt es, mit der neuen Laserauftragsanlage die Maßgabe hoher Stückzahlen zu erfüllen, die aus dem Wirksamwerden der Euro-7-Norm resultiert. Der PLG im Zusammenspiel mit den GFS-Schwenkfingern unterstützt diese Zielsetzung wesentlich – sowohl hinsichtlich Qualität als auch Sicherheit und Geschwindigkeit des Prozesses.

1.
Greifen der Bremsscheibe
Die Arbeit des PLG am integrierten Handlingsystem beginnt mit dem Aufnehmen der rund 30 Kilogramm schweren Bremsscheibe aus Grauguss.
2.
Zuführung zur Laserstation
Das Linienportal mit dem PLG führt die Bremsscheibe der Spindel der ersten Laserbearbeitungsstation zu.


3.
Wenden der Bremsscheibe
Die GFS mit Prismenbacken handhaben und wenden die Bremsscheibe.
4.
Entnahme der Bremsscheibe
Ausheben der nun fertig beschichteten Bremsscheibe an der zweiten Laserbearbeitungsstation.

Was ist SCHUNK Engineering?
SCHUNK Engineering bedeutet, dass die Experten auf Kundenseite und von SCHUNK gemeinsam neue, innovative und wirtschaftliche Lösungen entwickeln – weltweit. SCHUNK begleitet die Prozesse des Kunden von Beginn an, um diese zu verstehen und durch maßgeschneiderte Produktentwicklungen zu optimieren. Die Basis dafür bildet das umfangreiche Komponenten-Portfolio sowie das über Jahrzehnte gewachsene Branchen- und Applikations-Know-how. Als zuverlässiger Partner steht SCHUNK von der Anfrage über die Entwicklung und Simulation bis hin zur Fertigung und dem Aftersales-Service an der Seite des Kunden. Die Bandbreite reicht von der kundenindividuellen Entwicklung eines einzelnen Produktes in hoher Stückzahl bis hin zu einer umfangreichen maßgeschneiderten Lösung als Teil einer Anlage.
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